Ab in die Mehrdeutigkeit: Ambiguität meistern.

Ambiguität – schon das Wort ist anstrengend auszusprechen. Die Inhalte, die Katrin uns beim zweiten Meet Up von CREA Germany vermittelt, zum Glück nicht.

Los geht es mit einer hands-on Lego-Session. Das Ziel: Aus Legosteinen sollen die Teams einen möglichst hohen Turm bauen. Dazu erhält jede/r TeilnehmerIn schriftlich eine individuelle Aufgabe. Mehr Informationen gibt es nicht und ab jetzt wird SCHWEIGEND gebaut. Und schon sind wir mittendrin in einer ambigen Situation. Was macht mein Nachbar da? Werden die anderen begreifen, dass ich dafür sorgen muss, dann kein rosafarbener Stein einen roten berührt? Der Teilnehmer mir gegenüber macht irgendwie gar nichts und der neben mir wird langsam missgelaunt…

Nach 5 Minuten ist Schluss und alle Teams haben einen ähnlich hohen Turm hinbekommen. Nun dürfen wir uns austauschen und nach und nach wird klar, wer welche Aufgabe hatte. Einer sollte ein möglichst breites Fundament unter den Turm bauen und eine sollte alles, was ihre Nachbarin links aufbaut wieder zerstören. Kein Wunder, dass sie missmutig wurde. Und der passive Mensch? Der sollte uns anleiten –  aber ohne Sprache und Zeichen, also hat er uns lieber machen lassen. Auch eine Möglichkeit, mit einer mehrdeutigen Situation umzugehen.

Eine spannende Übung, die uns allen bekannt vorkommt. Gerade in Unternehmen ist zwar oft allen die große Vision bekannt, was aber jede/r einzelne dazu beiträgt, wie er/sie mit anderen Abteilungen zusammenarbeitet – ist oft nicht eindeutig geregelt. Ambiguität im Joballtag.

Mit solchen Situationen kommt der eine besser zurecht und der andere schlechter – was Katrin uns aufzeigt: In der sich wandelnden Arbeitswelt werden wir zukünftig mit mehrdeutigen Situationen immer öfter zurechtkommen müssen. Und sie kennt Methoden, um der Ambiguität nicht nur zu begegnen, sondern sogar etwas Gutes aus ihr herauszuholen.

STEP into Ambiguity ©:

STEP, die vier Buchstaben stehen für folgende Schritte, die in mehrdeutigen Situationen helfen, um voran zu kommen.

Stay aware…

check in with yourself. Recognize the level of ambiguity. Get ready to incubate.

Take it in…

ask a lot off new and diverse questions. Get into a positive space to look for new opportunities

Explore…

discover opportunities and perspectives. Diverge on the problem

Play…

iterate ideas and possibilities. Experiment with new solutions and learn

© Session auf der CREA 2018 von Katrin Elster und Tamara Christensen

 

 

THE LUST FOR CERTAINITY IS THE MOST DAMNING THING MAN HAS
(Adam Frank, Astrophysiker)

Ambiguität zu nutzen bedeutet aus der Komfortzone des Gewohnten herauszukommen. Denn Sicherheit schafft zwar gemütliche Zufriedenheit aber eben auch Stillstand. Wenn wir bei einem wiederkehrenden Problem immer nur die gleiche Lösung einsetzen, wird das Problem nicht verschwinden. Fangen wir an, die Situation als ambig einzustufen, setzt dies bestenfalls neue Denkprozesse in Gang. Unbestimmtheit bringt uns in neue Welten. Wenn etwas mehrdeutig ist, müssen wir uns öffnen, nachdenken und Neues in Betracht ziehen.

Da mein Thema auch immer die Bildung unserer Kinder ist, hoffe ich, dass die Schulen zunehmend nach vorne schauen und aufhören, Kinder weiter mit Auswendiglernen und Frontalunterricht auf das Arbeitsleben vorzubereiten. Ambige Situation zu trainieren, lernen, mit Unsicherheit umzugehen – das sind Skills, die zunehmend gefragt sind.

Danke Katrin für dieses Meet Up, ich warte nun gespannt auf die nächste ambige Situation, die es zu meistern gilt.